
Patricia Heide (JobCampus), Katja Dallmann (ATB) und Sandra Stock (bdks) (von links) arbeiten zusammen daran, autismusfreundliche Bildung zu verbessern. Foto: Sophia Landgrebe
Welt-Autismus-Tag
Bisher gibt es kein spezifisches, berufsbildendes Angebot für Menschen mit Autismus in der Region Nordhessen. Darauf reagieren nun die bdks – Baunataler Diakonie Kassel und das Autismus Therapie- und Beratungszentrum (ATB) mit einer breiten Zusammenarbeit.
Großer Bedarf an Bildungsangeboten für Menschen im Autismus-Spektrum
„Im Rahmen des bdks-JobCampus erhalten wir zunehmend Anfragen, ob die besonderen Bedürfnisse von Menschen im Autismus-Spektrum bei der beruflichen Bildung berücksichtigt werden können oder ob es spezifische Angebote für diese Zielgruppe gibt, da andere Maßnahmen oft nicht in Frage kommen,“ erklärt JobCampus-Leiterin Patricia Heide. „Dies hat uns dazu veranlasst, Kontakt mit Katja Dallmann vom ATB in Kassel aufzunehmen.“
Professionelle Partnerschaft
„Das ATB bietet mit seiner breiten Palette an Dienstleistungen eine wichtige Anlaufstelle und professionelle Unterstützung für Menschen mit Autismus in der Region Nordhessen,“ führt Geschäftsführerin Katja Dallmann aus. Um dieses Angebot, das von Information über Förderung und Beratung bis hin zu Austauschformaten reicht, zu erweitern, haben das ATB und der JobCampus ein Pilot- und Kooperationsprojekt ins Leben gerufen. Dieses Projekt zielt darauf ab, die Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen im Autismus-Spektrum zu fördern und umfasst berufliche Orientierung, Bildung und Förderung für Personen mit einer Autismus-Spektrum-Diagnose.
Autismusfreundliche Bildungs- und Qualifizierungsangebote
Im Rahmen dieses Projekts werden insbesondere die spezifischen Bedürfnisse von Menschen im Autismus-Spektrum berücksichtigt, um ein autismusfreundliches Bildungsangebot zu schaffen. Aber was bedeutet „autismusfreundlich“ in Bezug auf berufliche Orientierung und Qualifizierung? „Beispielsweise werden die räumlichen Gegebenheiten angepasst, etwa durch Ruheräume, Einzelarbeitsplätze, Trennwände und Gehörschutz sowie durch den gezielten Einsatz von Farben und unterstützender Kommunikation,“ führt Patricia Heide aus.
Gleichzeitig werden Kommunikationsformen optimiert, Routinen etabliert und individuelle Unterstützungsangebote in den Bereichen Persönlichkeitsentwicklung, Sozialkompetenz und Kommunikation bereitgestellt. Auch die Struktur und der Inhalt der Bildungsangebote sind speziell auf die Zielgruppe abgestimmt. Die inhaltlichen Module (Diagnostik, Orientierung, Qualifizierung, berufliche Integration) beginnen erst nach einer Kompensationsphase, in der vertrauensbildende Angebote und die Einführung in die Maßnahme höchste Priorität haben.
Spezifische Fortbildungen für bdks-Mitarbeitende
Die Fort- und Weiterbildungsangebote der bdks beinhalten u.a. Schulungen zum Thema Autismus, um Mitarbeitende im Umgang mit autistischen Menschen zu qualifizieren und mit diesen bedarfsgerecht zusammenzuarbeiten. Die Schulungen werden von Dozenten des ATB durchgeführt und erfreuen sich einer sehr großen Beliebtheit. Sandra Stock, bei der bdks zuständig für Fort- und Weiterbildungen, betont das große Interesse an diesen Bildungsangeboten: „Besonders das Thema Autismus in seiner großen Bandbreite ist eine Herausforderung für viele Mitarbeitenden in unserem Unternehmen. Sie setzen sich sehr intensiv damit auseinander, um die Klientinnen und Klienten bestmöglich begleiten und unterstützen zu können.“
Wege ins Berufsleben finden
Der JobCampus arbeitet eng mit Unternehmen zusammen, um diese für die Stärken und Herausforderungen autistischer Menschen zu sensibilisieren.
Gemeinsam möchten bdks und ATB ein Angebot schaffen, das Menschen mit Autismus den Zugang zu Arbeitskontexten und der Arbeitswelt erleichtert und Übergänge in Ausbildung, ausbildungsnahe Kontexte oder eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglicht.
Finanzierung ist noch offen
„Die Finanzierung dieses innovativen Leuchtturmprojektes für den gesamten mitteldeutschen Raum ist leider nach wie vor ungeklärt, obwohl uns nahezu wöchentlich Anfragen ereilen“, betont bdks-Vorstand Prof. Gerrit Jungk.