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Helge Ahrens bei den Proben für Tango © Katrin Ribbe

Helge Ahrens bei den Proben für Tango © Katrin Ribbe

Helge Ahrens begeistert mit Energie, Kreativität und seiner Liebe zur Bühne

Inklusives Theaterstück „Tango“

Helge Ahrens ist ein echtes Multitalent: kreativ, musikalisch, voller Bewegungsfreude und immer offen für Neues. Seit September 2005 ist er in den Baunataler Werkstätten tätig, wo er im Bereich Montage mit großem Engagement verschiedenste Aufgaben übernimmt – vom Verpacken über das Stecken von Materialien bis hin zum Einsatz des Hubwagens.

Doch Helge Ahrens Interessen und Talente reichen weit über den Arbeitsalltag hinaus: Er tanzt Freestyle, dirigiert mit Leidenschaft und hat in seiner Freizeit an einer Hip-Hop-Gruppe teilgenommen. Außerdem spielt er Diabolo, ist Teil der Trommelgruppe der Baunataler Werkstätten und engagiert sich beim Walken.

Ständig auf der Suche nach neuen Erfahrungen, nutzt Helge Ahrens jede Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln – sei es ein Erste-Hilfe-Kurs, eine Polizeischulung oder ein Theaterworkshop. Ein besonderes Highlight ist das jährliche Weihnachtskonzert des Heeresmusikkorps in Baunatal, bei dem er als Gastdirigent mit auf der Bühne stehen darf. „Als Gastdirigent habe ich meinen Taktstock dabei“, erzählt Helge selbstbewusst. „Und wenn ihr euch jetzt fragt: Hm? Er spielt doch als Schauspieler mit? Dann lasst euch überraschen! Auf der Bühne wird es ein bisschen verrückt gemacht.“

Ein starkes Fundament findet Helge in seiner Familie, die ihn bei all seinen Vorhaben tatkräftig unterstützt. Sie setzt sich stetig dafür ein, passende und individuell zugeschnittene Angebote für ihn zu finden – mit dem Ziel, ihm neue Anreize, Erfolgserlebnisse und kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Seit August 2016 wohnt Helge am Brauplatz in Kaufungen. Auch im privaten Umfeld spielt Musik eine große Rolle: Sein bester Freund, der ebenfalls in den Baunataler Werkstätten arbeitet, ist leidenschaftlicher Keyboardspieler – eine gemeinsame Begeisterung, die verbindet.

Der Schritt auf die große Bühne begann mit einem offenen Castingaufruf des Staatstheaters Kassel für die Inszenierung Tango. Mit Erfolg: Das Theater war von Helges Ausstrahlung und Energie sofort überzeugt. Im Rahmen einer betriebsintegrierten Beschäftigung ist er nun für rund drei Monate fester Teil des Ensembles.

„Die Proben machen mir richtig Spaß, das mache ich richtig gerne“, sagt Helge. „Das Schauspielhaus ist anders als die Probebühne – die Scheinwerfer, die Bühnentechniker, die mag ich gern. Ich tanze hier so gerne, hier fühle ich mich wohl. Auf den Proben höre ich viel Musik und habe meinen Takt. So kann ich mich abtanzen bis morgen früh!“

Auch seine Kolleginnen und Kollegen schätzen Helges Energie und Präsenz auf der Bühne: „Helge bringt eine ganz tolle Spielfreude und gute Stimmung mit – und wenn Helge Bock hat, dann hat man auch Bock“, schwärmt Schauspielerin Annalena Haering.
„Außerdem macht es natürlich Spaß, mit ihm zu tanzen!“

Dramaturgin Carlotta Huys ergänzt: „Helge ist ein toller Kollege mit einer großen Bühnenpräsenz. Durch ihn, seine Beobachtungen und sein Spiel habe ich den Bühnenraum und die Prozesse, die für mich ganz alltäglich sind, noch einmal ganz anders wahrnehmen können – habe viel Schönes entdeckt, aber auch viel, an dem wir noch arbeiten können.“

Wer Helge Ahrens auf der Bühne sieht, merkt schnell: Hier steht jemand, der nicht nur Talent mitbringt – sondern auch Herz, Energie und ganz viel Lebensfreude.

Tango

Die guten alten Zeiten, wer sehnt sich danach nicht? Tangotanzen zum Beispiel, das war doch mal ein Skandal, feurig, zügellos, leidenschaftlich und revolutionär. Doch heutzutage gibt es einfach keine Tabus mehr: Alles ist erlaubt, aber nichts funktioniert. So das Weltbild des Medizinstudenten Artur, der mit dem Zustand der Welt hadert, wobei ihm vor allem seine eigene verkommene Chaosfamilie auf die Nerven geht, weil diese alle moralischen Maßstäbe außer Kraft gesetzt hat. Anarchie und absolute Freiheit gelten als Lebensprinzip: Seine Mutter schläft mit dem undurchsichtigen Hausfreund Edek, während der Vater seine Zeit mit idiotischen Theater-Experimenten vertrödelt und die Großmutter nur noch an Schnaps und Kartenspielen denkt.

Da hilft für Artur nur eins: Verbindliche Werte schaffen, die Rückkehr zur Norm ist angesagt, der ganze liberale Schnickschnack gehört verboten. Schließlich ruft er seinen Vater zur Waffengewalt gegen Edek auf, die Diktatur zeigt ihre hässliche Fratze und als zunehmend die Dinge aus dem Ruder laufen, bleibt nur noch der Tango …

Der polnische Dramatiker Sławomir Mrożek, geboren 1930, gilt als einer der wichtigsten Vertreter des absurden Theaters. Mit Tango landete er einen Welterfolg, der dem Stück den Ruf eines „modernen Hamlet“ einbrachte. Seine ebenso hintergründige wie unterhaltsame Gesellschaftssatire wurde 1965 in Belgrad uraufgeführt.

Tom Kühnel, dessen Hebamme von Rolf Hochhuth auf Grund der erfolgreichen Melange aus Politsatire und Showelementen weiterhin im Schauspielhaus zu sehen sein wird, wagt sich nun an dieses grotesk-satirische Stück. Zusammen mit dem RambaZamba Theater Berlin, einem der bedeutendsten inklusiven Theater Deutschlands, werden erstmals in Kassel Menschen mit Behinderung gemeinsam mit dem Schauspielensemble gesellschaftliche Missstände und politische Unterdrückung auf der Schauspielhausbühne verhandeln.

Die Premiere findet am 31. Mai 2025 statt und Karten können über die Website des Staatstheaters erworben werden: https://www.staatstheater-kassel.de/play/tango-3160